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AutorenbildKevin Schmidt

Verantwortung im Powerlifting

"Die Schiedsrichter machen viel zu lange Pausen beim Bankdrücken, darum habe ich das Gewicht nicht nach oben bekommen..bei der Atmosphäre kann ich einfach keine Leistung bringen..ich mache keinen Fortschritt, weil mein Trainingsplan scheinbar nicht funktioniert"

- so gut wie jeder Lifter irgendwann mal


Wer den Sport schon eine gewisse lang Zeit macht und auf ein paar Wettkämpfen vor Ort war, der hat diese Sätze bestimmt schon das ein oder andere Mal gehört.

Jeder dieser Sätze hat eine Gemeinsamkeit (die dir wahrscheinlich recht offensichtlicher erscheint, weil du den Titel dieses Beitrags gelesen hast 🌝). Das Wegschieben von Verantwortung!


Verantwortung für alles zu übernehmen was einem widerfährt, ist meiner Meinung mit einer der wichtigsten Werte, die man für sich entdecken kann und entwickeln sollte.

Wer die Verantwortung für seine Erfahrungen nicht übernimmt, lebt hinter einem Illusionsschleier. Dieses leben, denken und handeln hinter diesem Schleier entspricht nicht der Realität. Wir können der Realität nur dann ins Auge schauen und als diese erkennen, wenn wir für all unsere Erfahrungen Verantwortung übernehmen. Das gilt sowohl für die Erfolge, klugen Entscheidungen und guten Ideen als auch für Fehlverhalten und Misserfolge.

Was meine ich damit?

Lass uns dafür das erste Szenario "Die Schiedsrichter machen viel zu lange Pausen beim Bankdrücken, darum habe ich das Gewicht nicht nach oben bekommen" als Beispiel hervorziehen.

Der Athlet/die Athletin beklagt sich darüber, dass die Pausenlänge beim Bankdrücken von der vermeintlichen Norm abweicht und er/sie deshalb den Versuch nicht geschafft hat.

Ergo, ich bin nicht "schuld" daran, weshalb ich den Versuch nicht geschafft habe. Das führt zu dem Trugschluss, dass der Athlet/die Athleten nicht verantwortlich ist für den Fehlversuch.

Natürlich liegt die Pausenlänge des Schiedsrichters/der Schiedsrichterin nicht in den Händen des Athleten/der Athletin, aber der Athlet/die Athletin ist verantwortlich dafür bestmöglich für den Wettkampf vorbereitet zu sein. Die Pausen also im Training schon so lange zu halten wie sie auch im Wettkampf sein könnten..oder besser noch..sie bewusst noch länger zu halten.

Wer sich der Realität nicht stellt, heimst sich eventuelle Fehlversuche, eine insgesamt vielleicht bedrückendere Wettkampferfahrung und ein Missvertrauen in die Schiedsrichter*innen ein.

Das Szenario "bei der Atmosphäre kann ich einfach keine Leistung bringen" ist denke ich jetzt selbsterklärend. Jeder Athlet/jede Athletin kann sich in der Vorbereitung für den Wettkampf genau diese Situation im Training schaffen, um im Vorhinein darauf vorbereitet zu sein auch bei kompletter Stille performen zu können. Und selbst wenn es dem Athleten/der Athletin nach Üben dieses Szenarios weiterhin schwer fällt unter solchen Umständen Leistung zu bringen, liegt es weiterhin in seiner/ihrer Verantwortung mit der Situation umzugehen. Zum Beispiel in dem der Athlet/die Athletin versucht die Leute auf dem Wettkampf / die Zuschauer*innen dazu zu bringen etwas lauter zu werden oder im Umgang mit der emotionalen Reaktion, wenn der Versuch nicht nach oben ging. Eine nicht verantwortungsvolle Reaktion auf einen Fehlversuch wäre die Schuldzuweisung auf alle, die verantwortlich scheinen für diese Stille (Organisatoren, Zuschauer etc.). Eine verantwortungsvolle Reaktion wäre beispielsweise die Akzeptanz dafür, dass das Gewicht nicht nach oben ging und für die "negativen" Gefühle die aufkommen.


Das dritte Szenario "ich mache keinen Fortschritt, weil mein Trainingsplan scheinbar nicht funktioniert" schiebt die Verantwortung von sich selbst auf die scheinbar schlechte Trainingsplanung über. Dabei ist jeder Athlet/jede Athletin selbst dafür verantwortlich den Plan "zum Funktionieren zu bringen" bzw. Erfolge im Training und auf Wettkämpfen zu verzeichnen indem er/sie alle benötigten Dinge für Fortschritt eingeht und forciert. Natürlich steht das im Kontrast dazu für seinen eigenen Werdegang Verantwortung zu übernehmen und deshalb die Trainingsplanung an einen Coach abzugeben. Trainingsplanung abgeben ist gut. Verantwortung für die eigenen Entwicklung abzugeben nicht.


Die Verantwortung für den eigenen Fortschritt beispielsweise auf den Coach zu übertragen, ist direkt eine doppelte Niete.

Erstens ist der Einsatz für alle nötigen Fortschrittsvariablen (Effort und Konstanz im Training, Schlaf, Ernährung, Stress, mentale Kompetenzen) eventuell nicht ganz so hoch, wenn man sich nicht selbst als die treibende Kraft sieht, die in der Lage ist Progress voranzutreiben, sondern dies in andere Hände legt.

Zweitens erkennt man die eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten nicht. Wenn der Athlet/die Athletin scheinbar nicht die Person ist, die für den Fortschritt verantwortlich ist, dann kann dieser Athlet/diese Athletin auch nicht die vollen Credits auf sein/ihr Konto packen, wenn sich Erfolge einstellen.

Es wird also Zeit sich selbst Credits einzuheimsen und sowohl im Handeln als auch in emotionaler Hinsicht Verantwortung zu übernehmen, denn nur so lernen wir und werden besser.


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